Die Zypernfrage

Die Zypernfrage| eine Kurzeinführung 31 Historischer Hintergrund Von der Unabhängigkeit bis zur türkischen Invasion, 1960-1974 Am 16. August 1960 wurde Zypern als unabhängige, souveräne Republik ausgerufen. Die Unabhängigkeit Zyperns basierte auf den Abkommen von Zürich und London aus dem Jahr 1959, die von Griechenland, der Türkei und dem Vereinigten Königreich ausgehandelt worden waren. Diese Abkommen enthielten eine Verfassung und drei Verträge: den Garantievertrag, den Bündnisvertrag und den Gründungsvertrag. Diese Abkommen beendeten 82 Jahre britischer Herrschaft nach vielen Jahren einer nationalen Befreiungsbewegung, die friedliche antikoloniale Massenproteste und Demonstrationen, die Anrufung der Vereinten Nationen für ein Selbstbestimmungsrecht der Bevölkerung der Insel, um über ihre eigene Zukunft zu entscheiden, und schließlich einen vierjährigen bewaffneten Kampf (1955-59) umfasste. Eine aktive Widerstandsbewegung gegen die Kolonialherrschaft kam von der griechisch-zypriotischen Gemeinschaft, deren Mehrheit zu dieser Zeit eine Vereinigung Zyperns mit Griechenland anstrebte. Die Türkei und die türkisch-zypriotische Führung hingegen befürworteten auf Betreiben der Briten eine Teilung der Insel mit einem türkisch-zypriotischen Sektor, der sich mit der Türkei vereinigen sollte. (Diese diametral entgegengesetzten Visionen wurden später durch die Abkommen von 1959, die die Unabhängigkeit Zyperns begründeten, ausdrücklich verboten). Die britische Herrschaft förderte die Herausbildung einer zypriotischen nationalen Identität nicht. Stattdessen nutzte Großbritannien die Politik des " Teilen und Herrschen " als Instrument zur Kontrolle der antikolonialen Stimmung auf der Insel. Es stellte die Türkisch-Zyprioten auf seine Seite gegen die griechisch-zypriotische Befreiungsbewegung und legte damit den Grundstein für Zwietracht und Polarisierung zwischen den Griechisch- und Türkisch-Zyprioten, eine Entwicklung, die sich nach der Unabhängigkeit als nachteilig für ihre Zusammenarbeit erweisen sollte. Obwohl sie schließlich die Abkommen von Zürich und London unterzeichneten, spielten die griechische und die türkische Gemeinschaft Zyperns weder bei der Ausarbeitung diesen Abkommen noch bei der Ausarbeitung der Verfassung für die neue Republik eine ernsthafte Rolle. Tatsächlich hatten die Menschen, die am meisten von diesen ausgefeilten Dokumenten betroffen sein würden, nie die Möglichkeit, über sie abzustimmen. Sowohl die Abkommen als auch die Verfassung der im Entstehen begriffenen Republik wurden dem zypriotischen Volk faktisch aufgezwungen. Dadurch wurde das Schicksal der neuen Republik in vitro gefährdet.

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